Viel Glück im Stall und auf der Weide
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Viel Glück im Stall und auf der Weide
Ein Zusammenschluss von Herdbuchzüchtern und Gebrauchsschafhaltern der Shropshirerasse
Andreas Döllel hat eine Mission. Oder eher seine Mädels. Sie mähen! Aber von Anfang an: Der Golfplatz Eichenried hat wie jeder Golfplatz die Aufgabe, Ausgleichsflächen zu schaffen, und Vorgaben für die Pflege der Randbereiche. In Eichenried blieb dann auch mal Grüngut liegen „und wir hatten die Motten im Haus“, lächelt Döllel, der gleich nebenan wohnt. Es ging also darum, einen Weg zu finden, der ökologisch und nachhaltig die Pflege der Golfplatz-Außenbereiche regelt. Und die Lösung waren: die Schafe. Im Fall von Eichenried nicht irgendwelche, sondern Shropshire-Schafe. „Sie sind in Bayern noch gar nicht so bekannt“, sagt Döllel, der seit 2000 den schwarzköpfigen charmanten Tieren verfallen ist. Er ist Herdbuchzüchter, hat 20 Muttertiere, kann trefflich über Zucht und Blutlinien erzählen – sodass einem die Ohren klingeln. „Unsere Nachzucht wird größtenteils zur Weiterzucht verkauft“, und was dem Laien eben „nur“ wie ein Schaf vorkommt, ist ein besonders rassetypisches, schönes Exemplar. „Das Gesamtbild, die schönen Zähne, der gerade Rücken, auch die Wolle und die geraden Beine!“ Döllel gerät ins Schwärmen und weiß, dass dieser Lammbock bei der nächsten Schau sicher sehr gute Bewertungen bekommen wird. Diese Reinrassigkeit ist nicht nur für Showzwecke wichtig, sie ist etwas ganz Entscheidendes, denn Shroppies sind die einzigen Schafe, die keine Nadelbäume anknabbern und deshalb als „Waldpflegeschaf“ groß rauskommen. Andere Schafe und vor allem Ziegen, die ja Luftweider sind, verbeißen. Drum werden Shroppies in Christbaumkulturen gerne eingesetzt und wurden ab den 1990er-Jahren vor allem aus Dänemark nach Deutschland importiert. Sie sind auch bei Wiederaufforstungsprojekten gute Helfer, fressen jene Vegetation, die den kleinen Bäumen das Licht nimmt, aber nicht die Wuchsstadien der Bäume selber! Das gelingt alleine mit reinrassigen Shropshire- Schafen. Egal ob Nadelholzplantagen oder Obstbaumflächen: Ihr angeborenes Fressverhalten stoppt vor den Bäumchen. „Das funktioniert aber nur, wenn die Herde reinrassig ist und auch kein anders Rasseschaf dabei ist. Von einem Merino zum Beispiel schauen die sich dann die Unsitte ab, eben doch an Bäumen zu knabbern oder Rinde zu schälen“, erklärt Richard Kiemer. Die Kiemers sind auch bekannte Merinozüchter. Richard ist der 2. Vorsitzende der Bayerischen Herdbuch-Gesellschaft für Schafzucht e.V. und wenn er über die Shroppies spricht, ist da Herzblut und ungeheures Engagement zu spüren. Er setzt Shroppies zur Beweidung von Solarparks ein, hat inzwischen die Verantwortung über so einige Parks – zum Beispiel Miesberg bei Pfaffenhofen an der Glonn. „Pro Hektar weiden rund sieben Schafe“, erklärt Kiemer. „Auf die Shropshire-Rasse sind wir gekommen, weil sie klein ist, sehr genügsam, gesund, ruhig und umgänglich. Die Schafe freuen sich über ein eingezäuntes Grundstück, allein weil sie da Ruhe vor Hunden haben!“ Übergriffe und Störungen von nicht angeleinten Hunden sind längst ein gravierendes Problem geworden. Im Park ist Ruhe, „man glaubt gar nicht, wie schnell sich da dann Artenvielfalt ansiedelt. Die Zäune lassen ja Platz zum Boden, Niederwild kommt leicht durch, wir sehen in den Parks eine Fülle von Hasen. Solarparks wird ja immer vorgeworfen, dass sie Landwirtschaftsgrund vernichten, aber genau diese Beweidung mit Schafen schafft Biotope. Schafe bringen als ,lebende Taxis‘ viele verschiedene Tierund Pflanzenarten von vorher beweideten Flächen auf die PV-Anlagen-Flächen und können so effektiv die Artenvielfalt fördern.“ Diese natürliche Aussaat führt dazu, dass in den 20 bis 25 Jahren, die ein Solarpark genutzt wird, sich die Böden erholen und neue Habitate für geschützte und seltene Pflanzen, Insekten und Tiere entstehen! Einzige Voraussetzung: Die Module müssen mindestens 70 Zentimeter vom Erdboden entfernt sein, Kabel müssen verdeckt liegen, damit nichts angeknabbert wird, und die Schafe müssen hornlos sein. Die Module bieten den Schafen auch Schutz vor Sonne und Regen – eine echte Win-win-Situation. Wie auch diese: „Auch der Kot der Schafe dient vielen Tierarten, wie Fledermäusen und Mistkäfern als wichtige Nahrungsquelle. Insekten nutzen den Kot der Schafe, Vögel nutzen Insekten. Schafe sind auch in der Deichpflege ungeheuer wichtig, sie verdichten. Das Zusammenspiel von Mähen, Düngen und Belüften macht das Schaf ganz natürlich, unsere Shroppies sind echte Naturschutzschafe“, sagt Kiemer. Im Solarpark gehen also Energiegewinnung, Landwirtschaft und ökologische Vielfalt Hand in Hand.
>> Sie sind klein bis mittelgroß, haben ein schwarzes Gesicht und sind hornlos. >> Ein Zuchtbuch für Shropshire-Schafe existiert bereits seit 1882. Sie wurden aber erst 1859 auf der Ausstellung der Agricultural Society in England bekannt, und seither gelten sie als eigenständige Rasse. Die Grafschaft Shropshire gab ihnen ihren Namen. Von dort aus traten sie ihren Siegeszug an und wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts die bedeutendste Fleischschaf- Rasse Englands. >> Nach einem deutlichen Rückgang der Zahlen, insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, rücken diese Schafe wieder ins Interesse, vor allem weil sie mit kargem Futter auskommen und ideale Landschaftspfleger sind. >> Sie haben wenig Probleme bei der Lammung, sind genügsam und robust. >> Sie brauchen einen trockenen, zugfreien Unterstand, sind dann aber auch im Winter gerne draußen und liegen oft auch mitten im Schnee. >> Gras, Heu genügt ihnen, dazu frisches Wasser und ein Mineralstein speziell für Schafe! Wichtig: Der muss ohne Kupfer sein! >> Sie gehören zu den Fleischschafen wie auch schwarzköpfiges Fleischschaf, Suffolk, Ile de France, Texel. Weltweit ist es eine der wichtigsten Fleischschaf-Rassen. >> Die Wolle erbringt höchstens noch 40 bis 50 Cent pro Kilo, da sie weniger fein und weniger gekräuselt ist wie zum Beispiel Merinowolle. Man verwendet sie aber auch für Pellets als Gartendünger
>> Richard Kiemer ist ein besonders rühriger Fürsprecher für den Verzehr heimischen Lammfleisches. Nur 800 Gramm bis 1,1 Kilo Lammfleisch verzehrt der Deutsche pro Jahr, nur etwa 45 Prozent kommen aus Deutschland. Der Rest als Tiefkühlfleisch aus Großbritannien, Irland und Neuseeland. „Wer das jemals gesehen hat, wie die Schafe in Neuseeland auf die Schiffe getrieben und an Bord geschlachtet werden, wird nie mehr das hochgelobte neuseeländische Fleisch essen“, sagt Kiemer. Das Marketing ist einfach gut, die Menschen assoziieren mit Neuseeland Weite, Freiheit und gute Luft – das Schlachten jedoch ist erbärmlich! Dazu kommt, dass neuseeländische Lämmer viel älter sind und das einen entscheidenden Geschmacksunterschied macht. „Ab einem Lebensalter von sechs Monaten ändert sich der Schmelzpunkt des Fettes. Vorher schmeckt es eben nicht talgig, wir schlachten Lämmer mit rund vier Monaten, das Fleisch ist dann zart und wohlschmeckend.“ Die Lämmer werden zudem auf Weiden gehalten, bewegen sich stetig – alles ausschlaggebend für zartes, aromatisches Fleisch. Es gibt tiefe Gräben der Vorurteile gegen Lammfleisch, meist resultiert das aus schlechten Erfahrungen, weil das Fleisch einfach zu alt war. Probleme macht auch, dass Ab-Hof-Vermarktung eben auch nur über den Umweg EU-zertifizierter Schlachthäuser geht. In Österreich und der Schweiz gibt es viel mehr Spielräume für regionale Vermarktung, denn Lammfleisch ist eigentlich „echtes Naturschutzfleisch“.
NTERESSANTE LINKS
www.schafzucht-kiemer.de
www.shropshire-schafhalter.de
www.bhg-schafzucht.de
www.alpinetgheep.com
www.schafe-sind-toll.com